(Pop Up Forum “One for the money, two for the show …”
14.09.09 in Archiv 2009
Thema: Namebranding im Musikgeschäft
Zeit und Ort: 16. Mai 2009, 16.30 Uhr im Volkspalast, Kuppelhalle
mit Ji-Hun Kim (De:Bug), Frank Spilker (Die Sterne), Thomas Mahmoud (Ex-Von Spar, Tannhäuser Sterben & das Tod), Robert Krause (This Gun Is For Hire), Marcel Engh (SonyBMG), Dr. Kai-Uwe Hellmann (TU Berlin), Uwe Oertel (MDR Sputnik)
[audio: http://www.leipzig-popup.de/stuff/2009/panelmitschnitte/popup2009_panel_namebranding.mp3]
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Der Tonträgermarkt existiert faktisch nicht mehr. Gleichzeitig sind die Nachfrage und das Interesse an Musik groß wie nie. Die Branche braucht neue Kooperations- und Erlösmodelle. Welche das sein können, diskutieren Vertreter der Branche auf dem (Pop Up Forum “Namebranding im Musikgeschäft” unter der Moderation des De:Bug Redakteurs Ju-Hun Kim.
Für Marcel Engh, Vice President Sony Music ist klar: “Wir müssen glaubhafte Partnerschaften zwischen Marken und Musik kreieren.” Unabdingbar sei dabei, in der fragmentierten Musikbranche Kräfte zu bündeln. Branding ist ein fester Bestandteil bei Musikveranstaltungen. Denn ohne Sponsoren, stellt der Radiomacher Uwe Oertel von MDR Sputnik fest, wären Konzerte für die Besucher kaum mehr zu bezahlen.
“Marken instrumentalisieren Musik”, so nüchtern und klar kommentiert Robert Krause auch seine eigene Arbeit. Als Chef der Agentur This Gun Is For Hire veranstaltet er unter anderem die Jägermeister Rockliga. Marken setzten auf Verjüngung, um immer neue Zielgruppen zu gewinnen. Aber, so Krause, auch die Künstler haben etwas davon, sie verdienen Geld.
Das hat sich wohl auch Frank Spilker gedacht, als mit seiner Band Die Sterne selbst bei der Jägermeister Rockliga aufgetreten ist. Er nimmt es pragmatisch: “Das war eine wirtschaftliche Überlegung. Du musst nur aufpassen, dass du als Band deine Identität nicht verlierst.” Je mehr Rechte eine Band bei sich selbst halte, desto mehr Einfluss habe sie. Der Preis sei, dass Kunst so auch zum Gewerbe werde.
Der Musiker Thomas Mahmoud von Tannhäuser Sterben & das Tod kann damit gar nichts anfangen. Er fordert eine Rückbesinnung auf das, worum es geht: die Musik. “Aufmerksamkeit bekommt nicht die spannende Band, sondern die mit dem größten Budget”, ärgert er sich. Musikjournalisten dürften längst nicht mehr schreiben, was sie wollten sondern bedienten die Interessen der gut zahlenden Anzeigenkunden.
Auch Bands sind Marken, sagt der Dr. Kai-Uwe Hellmann von der TU Berlin. Die Kommerzialisierung ist für den Soziologen unabänderlich. Künstler sollten daher auch ein Interesse an Selbst-Vermarktung haben. Diese Entscheidung trage aber jeder selbst.
Thomas Mahmoud trifft diese Entscheidung zum Abschluss des Panels dann auch. Er zieht einen Koffer hervor und baut seinen eigenen Merchandising-Stand auf der Bühne auf. Für 5 Euro geht jede CD über den Ladentisch. Seinen ersten Käufer findet er in Robert Krause.