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Panel: Meine Miete steigt, also brennt Dein Auto!

Freitag, 7. Mai 2010, 18 Uhr: Meine Miete steigt, also brennt Dein Auto!
Noch keine brennenden Autos in Leipzig!

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Das Phänomen Gentrifizierung ist in vielen deutschen Großstädten bereits Realität. Der post-industrielle Wandel hat kreative Freiräume eröffnet, seit einigen Jahren verändert jedoch eine zuziehende, vermögendere Klientel das Mietpreisniveau und die soziale Struktur der Viertel. Zum Verhältnis von Kreativwirtschaft, Gentrifizierung und Stadtplanung diskutierten Dr. Silke Steets, Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Darmstadt, Karsten Gerkens, Leiter des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung der Stadt Leipzig, Christoph Twickel, freier Journalist und Autor aus Hamburg und Mitinitiator des Manifests „Not In Our Name, Marke Hamburg“, Uwe Rada, Redakteur der taz für Stadtentwicklung sowie Ariane Jedlitschka, freischaffende Künstlerin und Mitbegründerin der Essential Existence Gallery in Leipzig (EEG) im Rahmen der Leipzig (Pop Up unter der Überschrift „Meine Miete steigt, also brennt Dein Auto!“.
Ausgehend von den Hamburger Erfahrungen mit Gentrifizierungsprozessen forderte Christoph Twickel ein „Recht auf Stadt“, von dem insbesondere prekäre Bevölkerungsschichten aufgrund ökonomischer Sachzwänge mehr und mehr ausgeschlossen seien. Konkret an die Politik richteten sich Forderungen nach bezahlbarem Wohnraum, Recht auf öffentlichen Zugang und Mitsprache bei geplanten Städtebauprojekten.
In Hinblick auf das Verhältnis von Gentrifizierung und Stadtplanung fügte Uwe Rada an, dass sich in der Regel unterschiedliche Nutzungsansprüche an Stadt gegenüber stünden, die sich in der Regel nur schwer miteinander vereinbaren lassen würden. Stadtplanungspolitik würde daher oft nicht über eine „Renaissance der Innenstädte“ hinaus gehen, die Versuche verschiedene soziale Gruppen in den Prozess einzubeziehen bezeichnete Rada als „Feuerwehrpolitk“.
Gegenüber der Situation in Hamburg habe man in Leipzig nach den politischen Umwälzung 1989/90 zunächst mit Leerstand zu kämpfen gehabt, insofern seien die beiden Fälle nicht zu ohne Weiteres zu vergleichen, sagte Karstens Gerkens. In Hinblick auf eine zukünftige Stadtentwicklungspolitik gelte es, das kreative Image Leipzigs der Stadt zu bewahren, so Gerkens weiter: Das „Betrachten, was da ist“ sei die „Leipziger Linie“ in der Stadtentwicklungspolitik, räumte aber ein, das Verdrängung sich nicht immer vermeiden lasse.
Demgegenüber sprach sich Silke Steets dafür aus, dass kreative Freiräume auch über Gentrifizierungsprozesse hinweg erhalten bleiben sollte. Diese „Räume des Dazwischen“ gelte als experimentellen Schutzraum zu bewahren, sie seien „nutzungsoffen“ und würden Raum für Fragen wie „Was ist Stadt“ und „Wie wollen wir Leben“ bieten.
Auch Ariane Jedlitschka plädierte für die Erhaltung kreativer Räume, machte aber zugleich darauf aufmerksam, dass in Leipzig bereits eine Verdrängung von kreativen Räumen zu beobachten sei. Insbesondere die prekäre Situation vieler Kulturschaffender, die zugleich aber auch Aufwertungsprozesse in Stadtvierteln begünstigen und einleiten, mache es notwendig, neue Beteiligungs- und Aneignungsmodelle wie bspw. die Initiative www.deinfeld.de zu entwickeln. Darüber hinaus betonte Jedlitschka, dass die Beteiligung an Stadtentwicklungsprozessen ein wichtiger Aspekt stadtteilbezogener Identifikationsprozesse sei.


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